Die Wolle
Die Schurwolle
Schafschurwolle zählt zu den ältesten Spinnstoffen. Schon die Ägypter beherrschten 5000 Jahre v. Chr. die Herstellung von Wollfilzen. Im 19.
Jahrhundert wurde noch die Hälfte aller Textilien aus Wolle gefertigt. Mit einem Faserrohstoffanteil von fünf Prozent - bezogen auf die in Deutschland hergestellte Bekleidung - spielt Schurwolle
heute, trotz hervorragender Eigenschaften, keine große Rolle mehr in der Textilindustrie.
Schafwolle besteht aus einer Eiweißverbindung - dem Keratin. Sie gehört wahrscheinlich zu den ersten Materialien, die der Mensch zur weiteren
Verarbeitung nutzte. Man verwendet sie unter anderem zur Herstellung von Bekleidung, Web- und Knüpfteppichen, Decken und Plaids, Möbelbezugsstoffen und als Dämm- und Isoliermaterial.
Eigenschaften:
Schafwolle ist ein Naturprodukt, das durch nichts Gleichwertiges ersetzt werden kann. Sie vermittelt der menschlichen Haut die richtige, wohlige und
Temperatur ausgleichende Wärme. Nutzen Sie also die natürlichen Eigenschaften der
Schafwolle:
• ein nachwachsender tierischer Rohstoff,
• frei von toxikologischen Inhaltsstoffen,
• gute Feuchtigkeitsaufnahme,
• kaum elektrostatische Aufladung,
• schwer entflammbar, sehr gute Wärmedämm- und Isolierfähigkeit.
Zudem lassen sich qualitativ weniger wertvolle Chargen als Dämm- und Isoliermaterial weiterverwenden:
• Ökologischer Dämmstrick,
• Schallschutz,
• Ausfüllen beliebiger Formen.
Die Verwendung von Schafwolle zu Wärmedämmzwecken ist nicht neu. Schafwolle wurde nicht nur für Kleidung, sondern auch im Hausbau zum Ausstopfen von
Ritzen und Hohlräumen verwendet. Dieser Dämmstoff aus Schafschurwolle wird zu Filzen oder Vliesen verarbeitet und zum Teil mit Borax gegen Entflammbarkeit imprägniert. Die Entzündungstemperatur
von Schafschurwolle liegt bei 500 - 600 Grad, wobei die Wolle nicht schmilzt, sondern nur Asche bildet und keine giftigen Gase freisetzt. Schafwolle kann sowohl zur Außenwanddämmung als auch im
Innenbereich eingesetzt werden. Schafwolle zeichnet sich durch eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit sowie eine gute Diffusionsfähigkeit aus. Dieses Material findet als Filzmatten in der
Trittschall- und Bodenwärmedämmung und in Form von Bahnen in Dachschrägen als Zwischensparrendämmung Verwendung.
Schafwolle wird nach verschiedenen Kriterien eingeordnet, z. B.:
• Schafrasse,
• Geschlecht und Alter der Tiere,
• Körperteil von dem die Wolle stammt,
• Art und Zeitpunkt der Wollgewinnung,
• Haarart,
• Feinheit und Kräuselung der Fasern,
• Länge der Fasern (Stapellänge),
• Reinheit der Wolle,
• geographischer Herkunft.
Schafschurwolle als Luftfilter:
Ein wunderbar einfaches, umweltfreundliches und preiswertes Mittel, die Luft in der Wohnung zu verbessern, ist Schafwolle. Gabriele Wortmann,
Chemikerin am Deutschen Wollforschungsinstitut in Aachen, beschäftigt sich schon seit Jahren intensiv mit Schafwolle als Absorber für Luftschadstoffe im Innenraum und dennoch hinkt sie im Moment
der Praxis hinterher. "Immer mehr Menschen probieren Schafwolle zu Hause einfach aus," sagt sie, "und das Tolle ist, dass sie damit Erfolg haben." Viele wissenschaftliche Beweise stehen noch aus,
aber einige handfeste Belege für die hervorragende Wirkung dieser biologischen Luftfilter liegen auf dem Tisch. Sicher ist heute, dass Schafwolle Formaldehyd und andere chemische Substanzen aus
der Stoffgruppe der Aldehyde sehr gut bindet. Genutzt werden die Bindungsstellen im Eiweiß der Wolle. Hier docken die Schadstoffe an und werden sogar langfristig festgehalten. Auch Geruchsstoffe,
z.B. Tabakrauch, wird von Schafwolle sehr gut aus der Luft gefiltert.
Besonders gut untersucht und bestens bewährt hat sich Schafwolle bei Formaldehydbelastungen. Formaldehyd verbirgt sich vor allem in Holzwerkstoffen,
insbesondere Spanplatten, Parkettversiegelungen, Farben und Lacken, Klebern und Dämmstoffen. Die bisher gängige Methode zur Reduzierung von Formaldehydausgasungen sind Anstriche. Diese sollen das
Formaldehyd absperren. Leider ist diese Lösung aber nicht von Dauer, da sich die Anstriche mit der Zeit zersetzen und das Formaldehyd dann wieder ungehindert ausströmen kann. Die Wirkung
des wolligen Filters ist so stark, dass er bereits im Sanierungsbereich eingesetzt wird.
Die herausragenden Eigenschaften der Schafwolle werden auch in Zukunft immer wieder aufs Neue erkennen lassen, dass dieser nachwachsende Rohstoff
als Textile Faser und als Baustoff durch nichts zu ersetzen ist.
Michael Gertenbach